Wohlfühlgeschäftsverkehr, Text von P. Krilles und D. Marinier, 2012

Die Arbeiten von Nicolas Manenti konfrontieren uns mit der Paradoxie der modernen Arbeitswelt. Er verbindet Ästhetik und Humor zu einer kritischen Annäherung an die hierarchisierten und repressiven Kontrollmittel  bürokratischer Arbeitsinstitutionen und -räume, wie sie typisch für die neoliberale Informationsgesellschaft sind. In seinen Werken tauchen häufig Gegenstände aus dem Arbeitsalltag  auf wie Büropflanzen, Schreibtischlampen oder aus dem Internet entnommene Bilder von Mitarbeitern des Monats,  die zur absurden und künstlichen Inszenierung der Bürowelt  beitragen. Die Gewinner dieses sinnlosen, jedoch weltumspannenden und  standardisierten  Universums werden hier zu Verlierern der  wettbewerbsorientierten Gesellschaftsordnung. 

Es entsteht eine kulturpessimistische Darstellung der Realität, die Debord schon in den 60er Jahren definiert hatte: „Das ganze Leben der Gesellschaften, in welchen die modernen Produktionsbedingungen herrschen, erscheint als eine ungeheure Ansammlung von Spektakeln. Alles, was unmittelbar erlebt wurde, ist in eine  Vorstellung entwichen.“ (Guy Debord, Die Gesellschaft des Spektakels, 1967). Die künstliche Inszenierung der Arbeitswelt sowie der zwischenmenschlichen Beziehungen, die die Werke von Nicolas Manenti prägt, erinnert an  die von Baudrillard entwickelte Anti-Medientheorie des Simulacrums: Die Bilder der Wirklichkeit, die über die Massenmedien vermittelt werden, sind bedeutender und wirkmächtiger geworden als die Wirklichkeit selbst. 

Nicolas  spielt  sowohl mit der  unterschwelligen und unilateralen Macht visueller Symbolik als auch mit der daraus entstehenden kulturellen Vereinheitlichung, die das Ende der Geschichte  unserer stark immateriellen Gesellschaften ankündigt.

Peter Krilles, Delphine Marinier

Anlässlich der Ausstellung Wohlfühlgeschäftsverkehr in Kunstraum Stattberlin, 2012.
http://www.stattberlin.tk/